Pressearchiv der Kindertageseinrichtungen im Kirchenbezirk Ludwigsburg

Eltern sollen im Kindergarten mithelfen - Betreuung für Kleinkinder ausgeweitet

Veröffentlicht am 05.04.2004
in Ludwigsburger Kreiszeitung

 Schreiben vom Rathaus sorgt für Kritik – Bürgermeister: Nur begrenzte Ergänzung geplant

Ein Brief des Sozialdezernenten Andreas Hesky an die Kindergärten hat den Gesamtelternbeirat der Städtischen Kindergärten (GEB) alarmiert: Es sei daran gedacht, ist da zu lesen, „durch eine stärkere Einbindung von Eltern und ehrenamtlich tätigen Bürgern Angebote zu erweitern oder auf dem Stand von heute zu halten“.
„Die Erziehung unserer Kinder im Vorschulbereich ist der falsche Ort zum Sparen“, entrüstet sich der GEB, „weil dadurch nicht nur der unter anderem von der Pisa-Studie formulierte Bildungsauftrag von Kindergärten gefährdet, sondern auch das bisher Erreichte zur Disposition gestellt wird.“ Solche Einsparungen seien mit dem GEB „nicht zu machen. Im Gegenteil, wir fordern Investitionen.“
„Es geht nicht um den 1:1-Ersatz von Fachkräften durch Ehrenamtliche. Das wäre eine Rückentwicklung und Qualitätsverschlechterung“, sagt Hesky auf Anfrage der LKZ zu seinem Brief.
Die Sparkommission des Gemeinderats habe die Verwaltung beauftragt, „Möglichkeiten der bedarfsorientierten Weiterentwicklung der Betreuungsangebote in Kindertageseinrichtungen unter stärkerer Einbindung der Eltern zu prüfen.“ Wobei Gemeinderat und Verwaltung deutlich gemacht hätten, „dass die Qualität erhalten werden soll.“
Denn Ludwigsburg erfülle nicht nur den gesetzlichen Auftrag eines Kindergartenplatzes für jedes Kind zwischen drei und sechs Jahren: „57 Prozent dieser Plätze sind Angebote mit verlängerten Öffnungszeiten – das ist sensationell“, so Hesky. Und: Pro 1000 Kinder biete Ludwigsburg derzeit 30 Ganztagesbetreuungsplätze, liege damit weit über dem Landesdurchschnitt von 13 Plätzen pro 1000 Kinder.
Trotzdem: „All das ist gemessen am Bedarf noch zu wenig“, gibt Hesky unumwunden zu. Weil aber die kommunalen Kassen leer sind, gelte es, das bestehende Angebot mit dem derzeitigen finanziellen und personellen Potential bedarfsgerecht auszubauen – auch mit Hilfe der Eltern. Aber: „Das kommunale Angebot muss hochwertig bleiben und sich am überwiegenden Bedarf orientieren. Was Eltern tun, kann nur eine ergänzende Leistung sein“, so Hesky zur Kritik des GEB. Ehrenamtliche würden dabei auch nicht allein gelassen, könnten auf Schulung und Begleitung rechnen.
So könnten – als ein Beispiel – bei verlängerten Öffnungszeiten statt sieben nur sechs Stunden Betreuung durch Fachkräfte geleistet werden. Die restliche Stunde könnten Ehrenamtliche übernehmen, wo es von den Eltern gewünscht wird. Die so frei gewordenen Fachkräfte-Stunden könnten dann in der Ganztagesbetreuung zum Einsatz kommen.
Die großen nichtstädtischen Träger haben laut Hesky bereits Interesse an diesem Weg signalisiert. Die Sozialen Dienste werden dem Gemeinderat Ende April entsprechende Vorschläge unterbreiten. Annette de Cerqueira
Info: Der GEB plant für Dienstag, 8. Juni, eine Podiumsdiskussion mit den Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen und Eltern. Thema ist die Frage nach der Zukunft der vorschulischen Erziehung und Bildung.
Das kommunale Angebot muss hochwertig bleiben

Betreuung für Kleinkinder wird ausgeweitet
Ab August 2005 dreißig neue Plätze im Kinderhaus Steinbeisstraße
(anc) – „Eltern brauchen eine gute und verlässliche Kinderbetreuung in Krippe und Kindergarten (...) Kinder und Karriere dürfen kein Gegensatz sein“, lautet die Vorgabe der Agenda 2010. Für die Kommunen Auftrag genug, findet Dr. Gert Rosenthal, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der Städtischen Kindergärten in Ludwigsburg (GEB). Sie sollten wenigstens den bundesdeutschen Anschluss suchen. Zum Beispiel auch bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren.
Da stehen im Bundesdurchschnitt derzeit für je 1000 Kleinkinder 85 Betreuungsplätze zur Verfügung.
„Eine Zahl, die stark von den neuen Bundesländern beieinflusst ist“, hält Bürgermeister Hesky der GEB-Forderung entgegen. Leicht werde vergessen, dass in DDR-Zeiten über Jahrzehnte entsprechend einem anderen politischen Weltbild ganz andere Strukturen entstanden seien.
Der Blick auf die alten Bundesländer zeige ein anderes Bild: Nicht nur Baden-Württemberg, auch ein Land wie Nordrhein-Westfalen haben laut Hesky nur 23 Plätze pro 1000 Kleinkinder zu bieten. Ludwigsburg liege da weit darüber, betont der Bürgermeister: Derzeit gebe es hier für die rund 2580 Kleinkinder 97 Betreuungsplätze, was 37,5 Plätzen pro 1000 Kindern entspricht.
Ab 1. August 2005 werden es 49 Plätze pro 1000 Kindern beziehungsweise 127 Plätze insgesamt sein. Dann wird das neue Kinderhaus in der Steinbeisstraße in Betrieb gehen, wo auch drei Gruppen für je zehn Kleinkinder vorgesehen sind.

Ludwigsburger Kreiszeitung

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