Pressearchiv der Kindertageseinrichtungen im Kirchenbezirk Ludwigsburg

Jubiläum für 'Kinderpflege' in Oßweil

Veröffentlicht am 23.04.2004
in Ludwigsburger Kreiszeitung

 

Jubiläum für 'Kinderpflege' in Oßweil

Kindergarten im Schloss gibt es seit 100 Jahren - Zweitägiges Fest am Wochenende

Basteltag: Mädchen und Jungen versuchen sich im Kindergarten als kleine Künstler. Bild: Richard Zeller



Das Alter ist der hochbetagten Jubilarin nicht anzusehen. In ihrem Inneren ist sie stets jung geblieben. Vor 100 Jahren wurde die 'neu errichtete Kinderpflege' im Oßweiler Schloss feierlich eingeweiht. So stand es anno 1904 bereits in der LKZ.
Am 1. Juni 1904 wurde in der 1994 Seelen zählenden Gemeinde Oßweil eine 'Kleinkinderpflege' eröffnet. Von den Eltern 'längst als drängendes Bedürfnis empfunden' bat der damalige Pfarrer Fleischhauer in seinem Brief an die Bildungsanstalt in Großheppach um eine Pflegerin.
Mit Schwester Martha Niethammer trat die erste Kindergärtnerin ihren Dienst an.
Hilde Benz besuchte von 1937 bis 1938 den evangelischen Kindergarten. 'Wir waren fast 100 Mädchen und Buben', erinnert sie sich. Es habe nur eine Erzieherin gegeben und alles sei viel strenger gewesen als heute. 'Wir saßen ruhig an den Tischen, vor uns hatten wir ein Häufchen mit ein paar Spielsachen.'
Gebastelt wurde damals selten. 'Es gab kaum Material und während des Krieges schon gar nicht', erzählte Renate Imle, die von 1942 bis 1946 in die Flurstraße 5 ging. 'Aus der LKZ haben wir Hüte gefaltet.' Gab es Fliegeralarm, mussten sie sich schnell im dunklen Keller in Sicherheit bringen. Als in der unmittelbaren Nachbarschaft eine Bombe einschlug, zerbrach das Kellerfenster mit einem Knall. Daran erinnerte sich Renate Imle noch lebhaft, als sei es gestern gewesen.
Die Freude an den Kindern, sie zu begleiten und aufwachsen zu sehen, bewog Lotte Mandel, den Beruf der Erzieherin zu ergreifen. In den 60er und Anfang der 70er Jahre arbeitete sie im evangelischen Kindergarten. Da wurden noch sämtliche Einladungen zum Elternabend von Hand geschrieben, die Kinder malten in ausrangierte Tapetenbücher, ab und zu war ein Spaziergang auf der Oßweiler Höhe angesagt. Hatte ein Kind Geburtstag, bekam es eine Krone aus Papier oder einen Kranz aus Bettseicherle, also Löwenzahn, aufgesetzt. Für die anderen gab es je ein Bonbon.
'Heute rufen die Eltern schon einmal den Pizzaservice an oder bauen ein Buffet auf', sagte Angelika Rommel, die seit 1986 eine der zwei Gruppen mit jeweils 25 Kindern leitet. Was sich im Laufe der Jahre verändert habe? Oft erlebten die Kinder ein durchorganisiertes Freizeitprogramm oder die Dauerberieselung durch den Fernseher. 'Sie brauchen verstärkt eine Anleitung, um eigenständig etwas zu tun', stellte sie fest.
'Es fällt ihnen schwerer, sich zu konzentrieren.' Die Mädchen und Jungen hätten einen ausgeprägten Bewegungsdrang. 'Im Tobraum mit Ballbad, Punchingball und Kletterwand können sie sich verausgaben.' Es gibt aber auch Entspannungsbereiche wie eine Sinneshöhle.
'Viele Spielgeräte hat unser Förderverein finanziert', betonte Angelika Rommel. 'Zusammen mit dem großen Garten haben wir einen sehr schönen Kindergarten.' Britta Slusar

Sprüche der Kleinen im Kindergarten
Melanie, auf die Frage, warum sie heute so spät eintrifft: 'Meine Füße haben getrödelt, deswegen bin ich so spät in den Kindi gekommen.'
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Beim Klettern erklärt Katja: 'Wenn du runterfällst, dann wirst du tot sein. Dein Leben lang.'
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Tabea erzählt: 'Morgen hat mein Onkel Hochzeit. Dann gehen wir aufs Anstandsamt.'
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Theresa meint beim Vespern: 'Ich esse nichts mehr. Ich hab keinen Tropfen Hunger mehr.'

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