Pressearchiv der Kindertageseinrichtungen im Kirchenbezirk Ludwigsburg

Kirche gibt Kindergärten ab

Veröffentlicht am 14.09.2005
in Ludwigsburger Kreiszeitung

 Elternärger in Heidenheim - Finanzielle Gründe

Heidenheim - Als Tanja Weiße erfahren hat, dass der Kindergarten ihres Sohnes bald nicht mehr zur evangelischen Kirchengemeinde, sondern zur Kommune gehören würde, war die dreifache Mutter sauer. Ihr Vorwurf an die Evangelische Zinzendorfgemeinde in Heidenheim: Hier wird am falschen Ort gespart.
'Überall auf der Welt missionieren, aber vor Ort schaut man nicht nach den Kindern', klagt sie. Ganz bewusst habe sie entschieden, ihren Sohn in eine evangelische Einrichtung zu schicken, in der christliche Feste gefeiert und biblische Geschichten erzählt werden, 'und jetzt?'. Sie schüttelt den Kopf. Jetzt geht ihr Sohn in einen kommunalen Kindergarten - ohne christliches Weihnachtsfest und Gebete vor dem Vesper.
Weiße glaubt, durch die Übergabe der Trägerschaft von der Kirche an die Stadt würden vor allem junge Familien verprellt, 'da muss man sich nicht wundern, dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten', sagt die Heidenheimerin. Theo Mielitz, Pfarrer der Zinzendorfgemeinde und gleichzeitig Kindergartenpfarrer der Stadt, wirbt um Verständnis für die Spaßmaßnahmen. Kindergartenarbeit, so der Pfarrer, sei eben wahnsinnig kostenintensiv. Aus finanziellen Gründen habe man deshalb in Heidenheim entschieden, 'es geht einfach nicht mehr, wir können das nicht mehr leisten.'
Heidenheim, wo insgesamt vier Kindergärten von evangelischer in kommunale Trägerschaft übergingen, ist nur ein Beispiel. Insgesamt wurden nach Angaben des Evangelischen Landesverbandes Tageseinrichtungen für Kinder im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Württemberg im Jahr 2005 bereits neun Kindergärten in kommunale Trägerschaft übergeben, zwölf der 945 Kindergärten in der Trägerschaft von Kirchengemeinden wurden ganz geschlossen.
In Heidenheim haben Pfarrer Mielitz und seine Frau, die sich die Gemeinde teilen, inzwischen ein Konzept ausgearbeitet, um Familien und Kinder in die Gemeinde zu integrieren, 'das funktioniert auch ohne Kindergarten', sagt er. Angelika Hensolt




Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung

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