Pressearchiv der Kindertageseinrichtungen im Kirchenbezirk Ludwigsburg

Muslime und Christen feiern gemeinsam

Veröffentlicht am 19.12.2006
in Ludwigsburger Kreiszeitung

Veröffentlicht am 19.12.2006

Muslime und Christen feiern gemeinsam

Bei uns sind weiterhin alle Kinder willkommen - In vielen evangelischen Kindergärten im Kreis stellen die verschiedenen religiösen Identitäten kein Hindernis dar

Christliche Weihnachtsfeiern mit muslimischen Kindern? Laut Gudrun Woschnitzok, Leiterin des Kindergartens Gartenstraße der evangelischen Brüdergemeinde Korntal, kein Problem. In ihrem Kindergarten beteiligen sich alle, auch muslimische Kinder, an Gottesdiensten und eben auch der Weihnachtsfeier. Von Alexia Kathmann

Mit Freude und Engagement nähmen die muslimischen Kinder an der Krippenaufführung teil, spielten Engel, Hirten und Schafe. Auch ihre Eltern seien bei der Weihnachtsaufführung dabei. Weihnachten sei schließlich für alle Kinder etwas ganz Besonderes, so Gudrun Woschnitzok.
Im evangelischen Kindergarten in Eglosheim sind etwa die Hälfte der 48 Kinder Moslems. 'Die Weihnachtsfeier gehört selbstverständlich zur unserer Identität als christliche Einrichtung dazu', sagt die stellvertretende Leiterin des Kindergartens in der Peter-Eichert-Straße, Gabi Eisele. 'Die Eltern unserer muslimischen Kinder wissen, dass wir die christlichen Feste feiern, und melden ihre Kinder bewusst im Kindergarten an.
'Damit setzen sich die Kindergärten mit einer Thematik auseinander, die in den vergangenen Wochen für Diskussionen gesorgt hat. Da steht auf der einen, katholischen Seite Joachim Kardinal Meisner, der sich jüngst für ein Verbot von multireligiösen Feiern an Schulen und Kindergärten seines Erzbistums aussprach, um eine Vermischung von Religionen und Gottesbildern zu verhindern. Auf der anderen Seite verzichtet ein evangelischer Kindergarten in Stuttgart-Gablenberg aus vermeintlicher Rücksichtnahme auf andersgläubige Kinder ganz auf Weihnachtsfeiern.
Für die meisten christlichen Erzieherinnen ist der Spagat der Religionen und Kulturen jedoch weder Problem noch Widerspruch. 'Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die muslimischen Kinder an unseren religiösen Feiern teilnehmen wollen', betont Gabi Eisele.
Auch die Erzieherinnen des evangelischen Kindergartens Rielingshausen betreuen vier muslimische Kinder von insgesamt 49. 'Wir stellen den muslimischen Eltern frei, ob sie ihre Kinder mit zum Gottesdienst schicken', sagt Erzieherin Gundula Kühn. So bleiben an solchen Tagen die meisten muslimischen Kinder zu Hause. Trotzdem seien sowohl die muslimischen als auch die christlichen Eltern sehr offen gegenüber 'der fremden Religion', meint Gundula Kühn. Nicht alle Familien der muslimischen Kinder praktizieren gleichermaßen ihre Religion.
Im evangelischen Kindergarten in Markgröningen gibt es auch muslimische Kinder, die Schweinefleisch essen. In dem Kindergarten in der Mörikestraße sind 30 bis 40 Prozent aller Kinder Moslems. 'Bei uns sind alle Kinder willkommen', sagt Leiterin Bettina Gänsbauer. Auch in ihrem Kindergarten sind die muslimischen Eltern nicht verpflichtet, ihre Kinder zu religiösen Veranstaltungen wie beispielsweise Gottesdiensten zu schicken. Doch viele Eltern sähen keinen Grund, ihre Kinder an solchen Tagen zu Hause zu lassen, so die Leiterin.
Der christliche Glaube ist in Korntal auch außerhalb der Weihnachtszeit Schwerpunkt der pädagogischen Erziehung. Geschichten aus der Bibel und das Tischgebet, Lieder und Spiele gehören für den Kindergarten Gartenstraße zum Alltag. Das heißt für das Erzieherteam jedoch nicht, dass keine Rücksicht genommen wird. 'Für uns ist es wichtig, über den Islam Bescheid zu wissen', sagt die Leiterin Gudrun Woschnitzok. So gab es im alltäglichen Ablauf bisher keine Spannungen.
Allerdings waren einige christliche Kindergärten nicht bereit, zu diesem Thema Auskunft zu geben. So wollte der evangelische Kindergarten in der Steinerstraße in Marbach keine Stellung beziehen. Die Erzieher und Leiter des katholischen Kindergartens St. Michael in Bietigheim sowie des katholischen Kindergartens im Tulpenweg in Ludwigsburg wollten nicht in der Zeitung zitiert werden.







Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung

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