Pressearchiv der Kindertageseinrichtungen im Kirchenbezirk Ludwigsburg

Schwester Tilly sagt der Charlottenkrippe adieu

Veröffentlicht am 31.03.2004
in Ludwigsburger Kreiszeitung

 

Schwester Tilly sagt der Charlottenkrippe adieu

Nach 38 Jahren in Ludwigsburg geht sie in den Ruhestand

BU: Schwester Tilly und die Kinder der Charlottenkrippe. Bild: Richard Zeller



Charlottenkrippe Kindertagheim“ steht am Eingang des großen Gebäudes Wilhelmstraße 46–48. Was sich hinter dieser Bezeichnung verbirgt, erfasst man jedoch erst, wenn man eines der vielen Gruppenzimmer betritt. Da wuseln Kinder aus allen Ländern von null bis elf Jahren durcheinander, plappern, lachen und spielen. Schwester Tilly Lautenschläger kennt alle ihre 170 Schützlinge beim Namen. „Die Charlottenkrippe ist ja auch schon seit 38 Jahren meine Heimat,“ erklärt die Diakonissin lächelnd und trotzdem schwingt etwas Schwermut in ihrer Stimme mit. „Das ist meine letzte Woche hier.“
Eigentlich hat sich Schwester Tilly schon seit zwei Jahren vorgenommen die Leitung der Charlottenkrippe abzugeben. „Ich bin 66 Jahre alt,“ erzählt sie, „ich will nicht, dass man mir irgendwann vorwirft, ich könne nicht loslassen.“ Außerdem hat sie jetzt eine Nachfolgerin eingearbeitet, auf die sie sich verlassen kann. Schwester Gisela wird die 40 Angestellten sicher führen.
Es ist schon erstaunlich, was Schwester Tilly aus dem alten Malerbetrieb und den ehemaligen Büroräumen hat entstehen sehen. „Ich bin eben wie eine Lokomotive,“ sagt sie und lacht, „ich muss immer weiter machen und Dinge verbessern.“ Das wollte sie von jeher. „Ich war einfach schon immer der Meinung, dass Frauen die Chance bekommen sollten, ihren Beruf zu Ende zu lernen und auszuüben“, so die Diakonissin, „und dabei wollte ich helfen.“ Heute stehen ungefähr 200 Kinder auf der Warteliste der Krippe und würden gerne im Sommer aufgenommen werden. „Es ist schon lange nicht mehr so, dass man nur Kinder aus sozial schwachen Familien in einer Krippe findet“, berichtet Tilly Lautenschläger, „im Gegenteil, mindestens die Hälfte unserer Kinder stammen aus guten, bis sehr guten Verhältnissen.“ Es ist genau diese Mischung, die den Kindern viel beibringen kann. „Kinder aus Immigrantenfamilien zum Beispiel, verbringen oft viel Zeit ihrer Sprechlernphase in der Gruppe“, so Schwester Tilly, „meist sprechen die Kinder deshalb im Alter von drei Jahren ein fehlerfreies Deutsch.“
„Ich werde nie irgendwo sitzen und mich morgens fragen, ob ich heute als Tagesaufgabe die Blumen gießen soll“, so die Diakonissin.
Erst einmal will sie mit 15 weiteren Schwestern zusammenziehen, denn da gibt es immer Arbeit. Außerdem freut sich Schwester Tilly darauf, wieder mehr Zeit zum Wandern zu haben. „Ich liebe die Natur“, schwärmt sie, „vielleicht überquere ich ja noch einmal die Alpen!“
Hanna Sophie Potkowski



Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung

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