Pressearchiv der Kindertageseinrichtungen im Kirchenbezirk Ludwigsburg

Stadt soll bis 2010 weitere 365 Krippenplätze für Kinder stellen

Veröffentlicht am 02.11.2004
in Ludwigsburger Kreiszeitung

 

Stadt soll bis 2010 weitere 365 Krippenplätze für Kinder stellen

Bürgermeister Hesky: Kommunen müssen das Geld dafür bekommen

Bis 2010 sollen für 20 Prozent der Kinder bis zu drei Jahren Betreuungsplätze in Krippen, Kindergärten oder bei Tagesmüttern zur Verfügung stehen. So verlangt es das neue Tagesbetreuungsausbau-Gesetz (Tag). 'Vollkommen gerechtfertigt' findet der zuständige Dezernent Andreas Hesky diesen Vorstoß. Aber: 'Die Finanzierung, die uns da vorgegaukelt wird, stimmt so nicht.'
Noch sind es vor allem die Mütter und Omas, die in Ludwigsburg kleine Kinder bis zu drei Jahren betreuen. Derzeit werden nur 135 Ludwigsburger Kinder unter drei Jahren (5,4 Prozent aller Kinder dieses Alters) tagsüber außer Haus betreut. Bis Mitte 2005 kommen noch 30 Plätze im Kinderhaus der Arbeiterwohlfahrt in der Steinbeisstraße hinzu, womit sich der Versorgungsgrad dann auf 6,8 Prozent erhöht.
MTV plant neues Kinderhaus
Auch der MTV plant die Betreuung von unter anderem 20 Kleinkindern in einem neuen Kinderhaus. Sollte dies gelingen, würde sich der Versorgungsgrad auf 7,6 Prozent erhöhen.
Um die 20-Prozent-Marke zu erreichen, müssten bis 2010 aber zum heutigen Stand weitere 365 Plätze zur Verfügung stehen, hat Erster Bürgermeister Hesky ausgerechnet. Die Höhe des Bedarfs sei zwar nicht genau messbar, er sei aber zweifelsohne vorhanden.
Nur: 'Wenn man den Ausbau möchte, dann muss man den Kommunen das Geld dafür zur Verfügung stellen. Und das kriegen wir nicht.' Denn Einsparungen aus Hartz IV, so vorhanden, flössen dem Landkreis zu. Was da weitergereicht werde, bleibe abzuwarten. Nach dem Willen der Regierung soll ein Teil dieser Mittel die Kleinkinderbetreuung finanzieren.
Bleibe Ludwigsburg die Lösung, Steuereinnahmen oder die Elternbeiträge zu erhöhen. Nicht zuletzt, weil gute Kinderbetreuung inzwischen auch als Standortfaktor gilt, gebe es hier 'ein großes Interesse der Stadt', so Hesky. 'Aber nicht um jeden Preis', fügt er hinzu. Der Gemeinderat müsse sich bei den Haushaltsberatungen klar werden, 'ob er diesen Weg gehen will'.
Die Rede ist von Millionen. Denn zehn neue Plätze verursachen allein schon rund 300 000 Euro einmalige Investitionen sowie zwischen 70 000 und 90 000 Euro jährlich anfallende Personal- und Folgekosten, haben die städtischen sozialen Dienste ausgerechnet.
Suche nach Lösungen
Bei 365 Plätzen würden folglich 10,9 Millionen Euro reine Investitionskosten und zwischen 2,5 und 3,2 Millionen Euro jährlich für Sach- und Personalkosten fällig. 'Keine Kleckerlesbeträge, die wir durch Umschichtungen aufbringen können', so Hesky.
Auch wenn es keine Wartelisten gibt, weiß der Bürgermeister aus Gesprächen mit Trägern der Kleinkinderbetreuung, dass vor allem ein Betreuungsbedarf für zweijährige Kinder besteht. Mit der Aufnahme von Zweijährigen in bestehende Kindergärten, dort, wo es weniger ältere Kinder gibt, wäre laut Hesky 'partiell etwas hinzubekommen.' Wobei auch diese Lösung mit einigen Mehrkosten verbunden sei.
Annette de Cerqueira

Stichwort: Tagesbetreuungsausbau-Gesetz
(anc) - Nach dem jetzt von der Regierung beschlossenen Tagesbetreuungsausbau-Gesetz sollen die Kommunen bis 2010 230 000 zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder bis zu drei Jahren schaffen. Dies entspricht einem Bedarfsdeckungsgrad von 20 Prozent. Bislang liegt dieser Wert in den alten Bundesländern im Durchschnitt bei 2,7 Prozent (neue Bundesländer: 37 Prozent).
Die Kosten sollen durch Einsparungen im Zusammenhang mit der Arbeitsmarktreform Hartz IV aufgebracht werden.
Mit dem Gesetz will die Koalition vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die frühkindliche Erziehung fördern. Auf das Angebot sollen vor allem Familien mit berufstätigen Eltern oder Alleinerziehende zurückgreifen können.
Einen Anspruch auf einen Kleinkinderplatz soll es im Gegensatz zum Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz nicht geben.



Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung

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