Pressearchiv der Kindertageseinrichtungen im Kirchenbezirk Ludwigsburg

Stadt will mehr für Sprachförderung tun

Veröffentlicht am 06.04.2004
in Ludwigsburger Kreiszeitung

 Spec gibt sich nicht zufrieden mit bestehendem Angebot – Suche nach alternativer Finanzierung

Für die Sprachförderung von Migrantenkindern tut die Stadt Ludwigsburg vieles. Das meinen unisono Erster Bürgermeister Andreas Hesky, Winfried Albrecht, Leiter der Sozialen Dienste, sowie Wolfgang Hörl-Bischoff, Leiter des Büros für Ausländerfragen. Selbst Oberbürgermeister Werner Spec lobt die „hervorragende Arbeit“, aber: „Das heißt nicht, dass es ausreichend wäre, was in der Stadt geschieht“, sagt Spec.
„Es wäre falsch, sich mit dem zu begnügen, was bereits in der Sprachförderung passiert“, sagt der Oberbürgermeister und verweist auf nach wie vor bestehende Sprachbarrieren, die Kindern und Jugendlichen bei Schulabschlüssen und in der Ausbildung Schwierigkeiten machen. Spec: „Wir müssen in den Städten, Gemeinden und im Land alles dafür tun, die Voraussetzungen zu schaffen, die Talente der Kinder zu fördern.“
Ein großes Problem sehen allerdings Spec und Hesky gleichzeitig: die Finanzierung. „Die Frage ist, wie wir mit immer weniger werdenden Mitteln gleiches erreichen können“, sagt Hesky.
Und Spec hat bereits eine Lösung im Auge: Es müssen andere Wege der Finanzierung gefunden
werden, seien es Spenden von Bürgern oder ehrenamtliche
Arbeit.
Keine grundsätzlichen Defizite bei der Sprachförderung sieht Wolfgang Hörl-Bischoff, aber: „Es gibt nichts Gutes, was man nicht noch verbessern könnte“, meint der Leiter des Büros für Ausländerfragen. Wenn mehr Geld und Personal vorhanden wäre, dann wäre es seinen Vorstellungen nach besser, alle Kinder bereits mit zwei Jahren in den Kindergarten aufzunehmen. Hörl-Bischoff: „In dem Alter lernen sie besser und schneller Deutsch.“
Bei der Sichtweise auf das Thema Sprachförderung hat es bei der Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel gegeben. „Die Migrantenkinder, die in den Kindergarten kommen, sind nicht sprachlos“, erklärt Hörl-Bischoff. Früher habe man die Muttersprache bei der Förderung nicht beachtet, nun erkennt man, dass die Kinder bereits eine andere Muttersprache haben, zu der sie zusätzlich Deutsch lernen, sagt der Leiter des Büros für Ausländerfragen.
Wolfgang Hörl-Bischoff gibt ein einfaches Beispiel: Wenn etwa ein türkisches Kind im Kindergarten den deutschen Begriff „Schere“ lernen soll, weiß es bereits, was das Schneidegerät auf Türkisch heißt. Es muss nicht erst begreifen, was eine Schere macht. Die Erzieherinnen können auf das türkische Vorwissen aufbauen. Hörl-Bischoff: „Das Kind ist kein unbeschriebenes Blatt.“
Ein Baustein, um die Sprachförderung in der Stadt weiter zu verbessern, ist laut Hesky die Qualifizierung der Erzieherinnen. Laufend gebe es Fortbildungen, damit die Kindergärtnerinnen besser mit bestimmten Situationen umgehen und gezielter die Kinder in ihrer Sprache fördern können.
Ein weiterer Baustein sei auch die Verzahnung der Grundschule mit dem Kindergarten sowie die Vernetzung aller Einrichtungen und Träger. „Zurzeit wird ein trägerübergreifendes Gesamtkonzept mit Standards nicht nur für die Sprachförderung erarbeitet“, sagt Hesky. Für die Stadt bringt die Sprachförderung von Migrantenkindern „ganz viel“, so Hesky: Für den sozialen Frieden, für den Aufbau eigener Existenzen der Migranten, für die soziale Absicherung der gesamten Gesellschaft. Und: „Wenn die Kinder besser vorbereitet in die Schule kommen, profitieren auch deutsche Kinder davon“, sagt Hesky mit Nachdruck. Claudia Seitan

Die Förderung der Sprache
In Ludwigsburg leben zirka 25 Prozent Menschen, deren Wurzeln in anderen Ländern liegen. Gut Deutsch zu sprechen ist eine wichtige Voraussetzung, um sie in die Gesellschaft zu integrieren. In einer Serie betrachtet die LKZ, was in der Stadt für die Sprachförderung getan wird und lenkt den Blick auf die Erwachsenenbildung.

Ludwigsburger Kreiszeitung

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