Pressearchiv der Kindertageseinrichtungen im Kirchenbezirk Ludwigsburg

Kindergarten-Zoff: OB Spec vermisst Diskussionskultur

Veröffentlicht am 25.01.2006
in Ludwigsburger Kreiszeitung

Veröffentlicht am 25.01.2006

Kindergarten-Zoff: OB Spec vermisst Diskussionskultur

Rathauschef hält an Sparplänen fest - Es geht um das Geld der Steuerzahler



Abwärtstrend: Weil es immer weniger Kinder in Ludwigsburg gibt, will die Stadt auch Kindergartenplätze abbauen.

Mehr als 130 Kindergartenplätze werden in Ludwigsburg in diesem Jahr unbesetzt bleiben. Das prognostiziert die Stadt. Die Kosten für diese überflüssigen Plätze will die Verwaltung einsparen - und deswegen Gruppen schließen. Diese Pläne haben entrüstete Eltern auf den Plan gerufen. Doch der Rathauschef kann deren Kritik 'nicht nachvollziehen' und vermisst eine Diskussionskultur.
Die Wellen schlagen derzeit hoch. Die Eltern der betroffenen Einrichtungen sind schockiert. Sie fühlen sich von der Verwaltung übergangen (die LKZ berichtete) und sie äußern ihren Unmut öffentlich. So laut, dass die Stadt jetzt ihrerseits an die Öffentlichkeit ging und OB Werner Spec gestern zur Pressekonferenz ins Rathaus einlud.
Für Spec ist es ein 'unglaublicher Vorgang, wie Inhalte von vertraulichen Vorbereitungsgesprächen' von Beteiligten dazu benutzt würden, 'Eltern zu verunsichern, zu emotionalisieren und zu instrumentalisieren', betonte er.Fakt sei: In Ludwigsburg sind laut Spec zum Ende des Kindergartenjahres 2005/2006 bis zu 130 Plätze unbesetzt. Fünf bis sechs Gruppen seien rechnerisch nicht mehr nötig. Die leer stehenden Einrichtungen kosten laut Spec Geld, das für andere Projekte wiederum fehlt. Die Folge: Kredite. 'Diese Schulden müssen dann aber von der Generation, die heute die Kindergärten besucht, getilgt werden', sagte Spec. Dies zu verhindern sei auch Teil der Elternverantwortung.Deswegen stehe die Verwaltung zu ihren Sparplänen. Drei Gruppen sollen ihrer Meinung nach geschlossen werden. Welche, will Spec zu diesem Zeitpunkt nicht verraten. Er will das Thema im Gemeinderat beraten wissen. 'Es braucht diese Vorstufe', sagt er. Stimmt das Gremium den Plänen der Stadt zu, will er Gespräche mit den Trägern und den Elternbeiräten führen.Spec appelliert an die Gesamtverantwortung der Gesellschaft. 'Wir müssen uns klar darüber sein, dass es hier nicht um Geld der Stadt geht, sondern um das der Steuerzahler', sagt Spec. Für ihn ist es eine 'reine Illusion, wenn einzelne Akteure' es für sinnvoll und vertretbar halten, 'finanziell völlig uferlos Gruppen zu finanzieren'.
Die Zeit der geburtenstarken Jahrgänge sei bei den Kindergärten definitiv vorbei. Aber eben diese Zeit habe Spuren hinterlassen.Während die Stadt 2002 noch 6,3 Millionen Euro jährlich für Kindergärten ausgab, ist diese Summe mittlerweile auf rund neun Millionen Euro angewachsen. 118 Kindergartengruppen gibt es dieses Jahr in Ludwigsburg. Zum Vergleich: 1970 waren es 45 Gruppen, 1990 etwa 80 und im Jahr 2000 exakt 109 Gruppen.Es seien auch keine 'leeren Worthülsen', wenn er von einer Weiterentwicklung des Angebots spreche, so Spec. 'Dass jedes Kind einen Platz hat, ist selbstverständlich.'Klar müsse aber auch sein, dass 'nicht jedem vor der Haustür ein Platz für unter Dreijährige geschaffen werden kann'. Der Trend gehe ohnehin zu größeren Einrichtung mit drei bis vier Gruppen und dann auch verschiedenen Angeboten - wie etwa Ganztagsbetreuung und flexiblen Öffnungszeiten. Insbesondere habe man das in der Einrichtung in der Steinbeisstraße und im Eglosheimer Hirschberg im Blick. Das Geld dafür will Spec teilweise aus den eingesparten Gruppen schöpfen.
Der Rathauschef weiß aber auch, dass die Betreuungsqualität derzeit noch unterschiedlich ist. 'Es gibt Kindergärten mit Wartelisten, andere haben freie Plätze', sagt er. Daran wolle man arbeiten.
Katja Sommer






Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung

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